Schreiben im Zusammenhang der Linguistik – ein Zeichensystem, seine Funktionsweise und Anwendung
Schreiben ist eine Form der menschlichen Kommunikation, die innerhalb eines Sprachsystems Sätze von Symbolen und weitgehend die gleichen Strukturen wie Sprache verwendet, so etwa Wortschatz, Grammatik und Semantik, plus ein System von Zeichen für Dinge wie Interpunktion und Zahlen. Diese Sätze von sichtbaren Zeichen sind durch Regelkonventionen auf eine bestimmte strukturelle Ebene der Sprache bezogen.
Diese Definition verdeutlicht die Tatsache, dass das Schreiben im Prinzip die Repräsentation von Sprache und nicht eine direkte Repräsentation von Gedanken ist, und auch die Tatsache, dass die gesprochene Sprache eine Reihe von Strukturebenen hat, darunter Sätze und Wörter, Silben und Phoneme, von denen jedes durch ein Schriftsystem “abgebildet” oder dargestellt werden kann. Tatsächlich ist die Geschichte des Schreibens zum Teil eine Frage der Entdeckung und Repräsentation dieser strukturellen Ebenen der gesprochenen Sprache, um ein allgemeines und effizientes Schriftsystem zu konstruieren, das in der Lage ist, eine Reihe von sozial wertvollen Funktionen zu erfüllen. Alphabetisierung ist eine Frage der Kompetenz mit einem Schriftsystem und mit den spezialisierten Funktionen, welche die Schriftsprache in einer bestimmten Gesellschaft erfüllt.
Schreiben als System von Zeichen
Sprachen sind Systeme von Symbolen, während das Schreiben ein System zur Darstellung dieser Symbole ist. Schreiben ist es, was die Sprache sichtbar macht. Während Sprache augenblicklich ist, ist Schreiben konkret und im Vergleich dazu dauerhaft. Sowohl das Sprechen als auch das Schreiben hängen von den zugrunde liegenden Strukturen der Sprache ab. Daher kann das Geschriebene in der Regel nicht von jemandem gelesen werden, der nicht mit der Sprachstruktur hinter der mündlichen Form der Sprache vertraut ist. Doch das Schreiben ist nicht nur die Transkription von Sprache. Schreiben beinhaltet häufig die Verwendung spezieller Sprachformen, wie sie beispielsweise bei literarischen und wissenschaftlichen Werken vorkommen, die nicht mündlich produziert werden. Wissenschaftler vermuten, dass das Schreiben direkt mit der Sprache zu tun hat, aber nicht unbedingt direkt mit dem Sprechen. Folglich kann die gesprochene und geschriebene Sprache gewisse ausgeprägte Formen und Funktionen entwickeln.
Sprache hat zwei primäre Strukturebenen, die der französische Sprachwissenschaftler André Martinet als “doppelte Artikulation” der Sprache bezeichnete: die Bedeutungsstrukturen einerseits und die Klangmuster andererseits. In der Tat definieren Linguisten die Grammatik als ein System zur Abbildung von Klang und Bedeutung, d.h. zur Etablierung eines Systems von Beziehungen zwischen diesen.
Schriftsysteme fallen folglich in zwei große allgemeine Kategorien: diejenigen, die auf einem Aspekt der Bedeutungsstruktur basieren, wie z.B. ein Wort oder ein Morphem (die grundlegende linguistische Einheit des Bedeutungssystems, wobei ein oder mehrere Morpheme ein Wort bilden), und diejenigen, die auf einem Aspekt des Klangsystems basieren, wie z.B. die Silbe oder das Phonem (die grundlegende linguistische Einheit des Klangsystems, eine minimale, kontrastierende Klangeinheit, die eine Äußerung von anderen unterscheidet).
Man ist allgemein der Ansicht, dass das Alphabet das ideale Schriftsystem ist, das nahezu optimale Lösungen für eine Reihe von spezifischen Bedingungen darstellt, wie beispielsweise die Struktur der dargestellten Sprache und die vom System bereitgestellten Funktionen. Folglich gibt es zwar Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben und zwischen verschiedenen Formen des Schreibens, doch diese Unterschiede variieren in ihrer Wirkung und Bedeutung von Sprache zu Sprache und von Gesellschaft zu Gesellschaft.
Es ist die Tatsache, dass Schreiben ein Ausdruck der Sprache ist, und nicht nur eine Art der Transkription von Sprache, die dem Schreiben und damit der geschriebenen Sprache und der Lesefähigkeit ihre besonderen Eigenschaften verleiht.
Das Schreiben ist im Alltag allgegenwärtig und grundlegend für eine moderne, gebildete Gesellschaft.
Die Vorteile und sozialen Implikationen der Verwendung von Schrift gegenüber lediglich mündlichen Kommunikationsformen verleihen dem Schreiben seine konzeptionelle Bedeutung und Überlegenheit.
Die Funktionen des Schreibens
Während Alphabetisierung eigentlich keine Voraussetzung für Rationalität und Zivilisation ist, wurden Schriftsysteme erfunden, um bessere Kommunikations- und Archivierungsfunktionen zu erfüllen. Das Schreiben konnte bereits bestehende mündliche Traditionen schnell und weitestgehend verdrängen.
Um mit einem Schriftsystem tatsächlich kommunizieren zu können, müssen die Zeichen standardisiert werden, damit die Bedeutung von anderen Lesern verstanden werden kann. Ein solches System kann beispielsweise auf eine kleine Anzahl vertrauter Nachrichten beschränkt sein, die nur von einem begrenzten Kreis von Bekannten gelesen werden können. Damit ein Schriftsystem jedoch eine Archivfunktion erfüllen kann, braucht es mehr und muss ausreichend verallgemeinert werden, um die Dekodierung und Interpretation durch Leser zu ermöglichen, die möglicherweise nichts über den Verfasser oder die Nachricht wissen. Erst mit der Entwicklung expliziter Schriftsysteme, welche die in der Sprache vermittelten Nuancen darstellen können, lässt sich das Schreiben sowohl in einer Archivierungsfunktion als auch zur Kommunikation nutzen
Ein Schreibsystem, im Fachjargon als Schriftsystem oder Orthographie bezeichnet, besteht aus einer Reihe von sichtbaren Zeichen, Formen oder Strukturen, die als Buchstaben oder Graphen bezeichnet werden und sich auf eine Struktur im Sprachsystem beziehen.
In allen von AVALON bedienten Sprachen stellt ein Buchstabe ein Phonem dar, und die Orthographie wird als alphabetisches Schreibsystem bezeichnet.
Die Anwendungsbereiche des Schreibens
Die Entwicklung von Elementen zur Repräsentation von Sprache steht in untrennbarem Zusammenhang mit Fragen der Alphabetisierung, also mit der Frage, wer das Schriftsystem verwenden kann und wofür. Die Kompetenz in der Schriftsprache, sowohl im Lesen als auch im Schreiben, wird als Alphabetisierung bezeichnet. Für die Verwendung eines Schriftsystems für eine Vielzahl von teilweise spezialisierten Funktionen ist ein hohes Maß an Alphabetisierung erforderlich. Wenn eine große Anzahl von Individuen in einer Gesellschaft in der Lage sind, schriftliche Sprache zur Erfüllung dieser Funktionen zu verwenden, kann diese Gesellschaft insgesamt als eine gebildete Gesellschaft bezeichnet werden.
Obwohl die Verwendung des Schreibens eine Vielzahl sozialer, politischer und religiöser Faktoren widerspiegelt und daher nicht einfach durch die Rechtschreibung bestimmt wird, sind zwei Dimensionen des Schreibens wichtig für das Verständnis des Ausbaus der Alphabetisierung: Lernfähigkeit und Ausdruckskraft. Die Lernfähigkeit bezieht sich auf die Leichtigkeit, mit der Kenntnisse des Schriftsystems erworben werden können, während sich der Begriff der Ausdruckskraft auf die Ressourcen des Schriftystems bezieht, um die gesamte Bandbreite der in der mündlichen Sprache verfügbaren Bedeutungen eindeutig auszudrücken. Diese beiden Dimensionen stehen in umgekehrter Beziehung zueinander.
Alphabetische und konsonantische Schriftsysteme können im Wesentlichen alle lexikalischen und grammatikalischen Bedeutungen in der Sprache (nur nicht die Intonation) ausdrücken und sind daher für den Ausdruck der ursprünglichen Bedeutungen bestens geeignet. Sie bilden ein ideales Medium für juristische, wissenschaftliche, technische und literarische Texte, die von zeitlich und räumlich verstreuten Lesern auf die gleiche Weise gelesen werden müssen. Einige Wissenschaftler glauben, dass der hohe Grad an Alphabetisierung im Westen eine Folge der Optimalität des Alphabets ist, das die beiden Dimensionen Lernfähigkeit und Ausdruckskraft in Einklang bringt. Man geht davon aus, dass der Anstieg der Alphabetisierung und der Rückgang der “Mündlichkeit” im späten Mittelalter von grundlegender Bedeutung für die kulturelle Blütezeit der Renaissance waren.
Das Schreiben ermöglicht es, exakt wiederholbare Aussagen weit zu verbreiten und zu erhalten. Es ermöglicht dem Leser, im Text hin- und herzuwandern und ihn in Ruhe zu studieren, zu vergleichen und zu interpretieren. Es versetzt Autoren in die Lage, über die Wortwahl nachzudenken und Listen, Tabellen, Rezepte und Indizes zu erstellen. Es fördert ein objektiviertes Zeitgefühl, eine lineare Raumauffassung. Es trennt die Botschaft vom Autor und vom Kontext, in dem sie geschrieben wurde, und universalisiert so die Bedeutung der Sprache. Sie ermöglicht die Schaffung neuer Formen verbaler Struktur, wie den Syllogismus, und numerischer Strukturen, wie die Multiplikationstabelle. Wenn das Schreiben zu einer vorherrschenden institutionellen und archivarischen Form wird, hat es dazu beigetragen, Mythos durch Geschichte zu ersetzen sowie Magie durch Skepsis und Wissenschaft zu verdrängen. Das Schreiben hat die Entwicklung umfangreicher Rechts-, Verwaltungs- und Buchhaltungssysteme auf der Grundlage expliziter Regeln und Verfahren ermöglicht. Das Schreiben hat persönliche Herrschaftsformen durch geschriebenes Recht und entpersonalisierte Verwaltungsverfahren ersetzt. Außerdem hat es Schriftsteller von Schriftgelehrten zu Autoren gemacht und damit zur Anerkennung der Bedeutung der Gedanken des Einzelnen und mithin zur Entwicklung des Individualismus beigetragen.
Während die mündliche Sprache ganz unabhängig davon erworben wird, ob sie gelehrt wird oder nicht, ist die Lesefähigkeit weitgehend von Unterrichtung abhängig. Obwohl die Schulbildung für die Entwicklung der Alphabetisierung entscheidend ist, ist sie allein nicht ausreichend. Es scheint üblich zu sein, sich Alphabetisierung als die einfache Fähigkeit zum Lesen und Schreiben vorzustellen. Dieses Denken ist zum Teil eine Folge der naiven Annahme, dass es bei der alphabetischen Lesekompetenz lediglich darum gehe, Graphen in Klänge zu dekodieren und umgekehrt. Tatsächlich jedoch beinhaltet Alphabetisierung Kompetenz im Lesen, Schreiben und Interpretieren von Texten verschiedener Art. Das beinhaltet sowohl die Fähigkeit zur Dekodierung als auch ein höheres Maß an Verständnis und Interpretation. Diese höheren Niveaus hängen von den Kenntnissen sowohl des speziellen Gebrauchs der Sprache als auch der besonderen Wissensbereiche ab.
Alphabetisierung ist nicht ausschließlich an das Schreiben gebunden: So wie man in einem im Wesentlichen mündlichen Stil schreiben kann, so kann man auch in einer für die Schriftsprache charakteristischen Weise sprechen. Die Alphabetisierung ermöglicht es, eine schriftliche Sprache zu sprechen.
Hier schließt sich der Kreis: Schreiben macht Sprache sichtbar und ermöglicht das Lesen. Durch Alphabetisierung kann schriftliche Sprache gesprochen werden.
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– Worte vergehen, das Geschriebene bleibt –